Togrims Tagebuch, Auszug 36

21. Mirtul, 1494 DR
Die alte Ruine birgt leider nichts interessantes, und so beschließen Lilleni und ich doch noch mal an ihrem Grab etwas tiefer zu buddeln. Nach einer guten Stunde anstrengendem Grabens (ich leiste moralischen Beistand) stößt Lilleni auf etwas Metallenes: Ein dekorativer Teller, darauf ein Relief des Weltenbaums, das Portrait zweier Gnome (ich finde sie haben Lillenis Augen) und das Symbol von Waterdeep. Lilleni ist überglücklich etwas gefunden zu haben, auch wenn jetzt nicht unbedingt weniger Fragen offen sind…
Wir kehren zur Shadowtop Cathedral zurück. Turlang hat inzwischen Lillenis Stab untersucht (mutmaßlich unter ständiger Überwachung von Gilchrist). Der Prozess hat ihm aber sichtlich zugesetzt, einige seiner Blätter sind verwelkt, und er spricht noch langsamer als sonst, und steht da wie angewurzelt. Der Stab sei Böse, und müsse zerstört werden, aber er wisse auch nicht wie. Eventuell könne uns Aerglas in Everlund weiterhelfen.
Nachdem wir hier nichts anderes mehr zu tun haben, beschließen wir unverzüglich per Teleportationszirkel nach Everlund zu reisen. Tarla begleitet uns.
Dort angekommen, kann uns Tarla (trotz leichter Desorientierung) den Weg zu Aerglas Haus zeigen. Er lebt in einer kleinen Hütte am Stadtrand. Im Garten wachsen Früchte, die zu dieser Jahreszeit eigentlich nicht reif sein sollten.
Er ist daheim, und bittet uns freundlich hinein. Auf Geheiß Tarlas gibt er uns eine Kiste die sie vor langem bei ihm deponiert hatte. Darin finden wir einige Spruchrollen, Heiltränke, und ein paar magischer elfischer Schuhe (aber nicht so schön wie meine!).
Wir erzählen vom Stab, und Aerglas hat einen sehr einfachen Rat: Vielleicht handelte es sich einfach um einen Fluch, und wir könnten uns einfach an einen Paladin wenden? Wenn wir nur einen kennen würden!
Ean bittet um etwas Geduld. Am nächsten Morgen würde er einmal versuchen den Fluch zu lösen.
Wir übernachten in Aerglas Hütte.
22. Mirtul
Ean wagt den Versuch den Stab zu reinigen, aber der verbannte Vampir wehrt sich, und fügt Ean sichtlichen Schmerz zu. Wir beschließen dem örtlichen Paladinorden (zufälligerweise auch ein Orden von Helm) einen Besuch abzustatten.
Dort ist man sehr bestürzt was für einen mächtigen Gegenstand wir mit uns herumtragen. Aber selbst dem Chefpaladin („Oberpaladin“? „Erzpaladin“?) gelingt es nicht, den Fluch zu lösen. Es bliebe als einzige Lösung, den Stab vollständig zu zerstören, indem wir ihn in Lava werfen.
Dass wir darauf nicht gleich gekommen sind.
Der für uns am einfachsten zu erreichende Vulkan ist Mount Hotenow östlich von Neverwinter. Wir teleportationszirkeln.
Gilchrist bittet uns, dass wir kurz bei dem Dojo vorbeischauen, wo er bei unserem letzten Aufenthalt in Neverwinter seine Schleichfähigkeiten trainiert hat. Er habe dort einen Gegenstand deponiert. (Eine „magische Kerze“ wie wir später erfahren. Die dummerweise dem Erzmagier gehört hat.)
Wir finden das Dojo verlassen und verrammelt. Die Kerze ist nicht zu finden. Ein örtlicher Ladenbesitzer erzählt uns, dass die blinde Lehrerin des Dojos verhaftet und zur Strafarbeit in die Minen verbannt wurde. Man hätte wohl einen wertvollen magischen Gegenstand bei ihr gefunden…
Auch wenn Gilchrist die Nachricht sichtlich verstört, sehen wir uns momentan nicht in der Lage viel zu unternehmen. Stattdessen besinnen wir uns auf unseren eigentlichen Plan und brechen gen Osten auf.
24. Mirtul
Eineinhalb Tagesreisen später erreichen wir den Berg. Der Vulkan ist nicht aktiv, die Lava kann nur unterirdisch zu finden sein. In unserer Erfahrung gibt es aber immer irgendwelche praktischen Höhlen, Minen oder ähnliches.
So auch hier. Auf halber Höhe zum Gipfel führt eine Höhle in den Berg hinein. Bald weicht der natürliche Fels behauenen Wänden, und schließlich finden wir sogar eine Treppe, die in die Tiefe führt.
So praktisch die vorhandene Infrastruktur einerseits ist, hat man es hier mit dem Lokalkolorit wieder etwas übertrieben. Statt einem praktischen Lavabecken, finden wir ein halb verfallenes Labyrinth von Gängen, bewohnt von allerlei Ungetier. Uns begegnet eine Sphinx (die tatsächlich klischeehaft ein Rätsel stellt), ein Gang mit komischen Metallplatten die Metallgegenstände erhitzen (Ean war nicht so angetan), ein großes Wasserbecken mit telepathischem Seetang, und sogar ein unsichtbares Monster.
Schließlich gelangen wir in einen großen Raum mit durchsichtigen Wänden (?), die von offenbar siedend heißem Wasser umschlossen sind. In der Mitte sitzt eine riesige Krabbe, die eine Truhe zu bewachen scheint. Wir wollen uns vorbeistehlen, aber Gilchrist ist zu neugierig: Er lässt ein Duplikat der Truhe erscheinen, was die Krabbe dermaßen verwirrt, dass sie versehentlich die ursprüngliche Truhe zerstört. Heraus quillt eine Unmenge Gold, sowie ein interessant aussehendes Szepter und ein verdächtiger Stab (den wir später als ein „Immovable Rod“ identifizieren werden). Mit Hilfe von Gilchrists unsichtbarer Magehand kann er die beiden Gegenstände entwenden, ohne die Krabbe zu sehr in Rage zu versetzen.
In der angrenzenden Höhle leuchtet es vielversprechend: Wir haben einen Lavafluss gefunden. Gilchrist möchte den Stab hineinwerfen. Allerdings nur, bis er ihn in der Hand hält; dann überlegt er es sich spontan (und vehement) anders. Ean verliert die Geduld, und droht Gilchrist mitsamt des Stabes in die Lava zu werfen. Das kann ihn dann doch überzeugen.
Als der Stab die in Lava fällt, beginnt schwarzer Rauch aufzusteigen. Und der Berg zu beben! Irgendwie schafft es der Vampir den Vulkan ausbrechen zu lassen. Hoffentlich als letzter Akt seines unsäglichen (Un-)Lebens.
Wir sind bei einem Vulkanausbruch lieber doch nicht live dabei, und teleportieren uns schleunigst zurück nach Everlund. Hoffentlich kommt Neverwinter bei diesem Ausbruch besser davon, als beim letzten Mal…