Togrims Tagebuch, Auszug 8

Alturiak 9, 1494 DR
Goldenfields kann uns – mit Verlaub – mal kollektiv am Arsch lecken!
Nachdem wir Kopf und Kragen riskiert haben, werden wir erst mal von Strog bezichtigt „nicht genug“ geholfen zu haben. Man macht uns klar, wir sollten besser baldigst verschwinden, um eine weitere Konfrontation zu vermeiden. Da hätte man uns nicht erst bitten müssen…
Anmerkung des Archivars
Wenige Wochen später erscheint in der Waterdeep Allgemeinen folgender Leserbrief:
Strog muss weg
Geneigter Leser, ich schreibe hier, weil ihr von der systemgesteuerten Lügenpresse in Goldenfields sicherlich nicht erfahren werdet, was der Ork-grün-versiffte „Anführer“ der Wache, Strog, kann oder vielmehr nicht kann: Die Wache anführen! Als die Stadt angegriffen wurde, wurden Fremde verdungen, sie zu schützen.
Wir und die ihm anvertrauten Wachen waren an der Schlacht draußen beteiligt, während er selbst hinter den maroden Mauern kauerte, die er nicht instand gehalten hatte!
Ohne unseren heldenhaften Einsatz wäre die Stadt dem Erdboden gleich! Wir brauchen eine Alternative für Goldenfields!
– Gilchrist, besorgter Halbling
Einzig Zi Liang zeigt ihre Dankbarkeit, und verspricht uns eine Belohnung, die wir aber in Amphail selbst abholen müssen. Miros möchte, dass wir Arleosa – ebenfalls in Amphail – „Hallo“ sagen. Dafür hält man uns wohl kompetent genug.
Es gibt allerdings noch weitere irritierende Nachrichten: Als die Karavane (die Gilchrist vor der Schlacht gewarnt hatte) in Goldenfields ankommt, berichtet einer der Passagiere, dass er in Amphail dem Auftritt eines gewissen „Togrim“ beigewohnt habe, dessen Musik so furchtbar gewesen sei, dass er aus der Stadt vertrieben wurde. Ob das ein Zufall sein kann? Oder will hier jemand auf der Welle meines guten Rufs reiten? Oder meinen Ruf ruinieren?
Das lässt sich wohl heute nicht mehr herausfinden. Wir beschließen unseren Schlaf nachzuholen, und morgen Goldenfields endgültig zu verlassen.
Alturiak 10, 1494 DR
Wir brechen auf Richtung Amphail. Zum Abschied hat Lifferlas (der wandelnde Baum) noch einen Auftrag für Lilleni: Wir sollen einen gewissen Aerglas suchen und zu ihm schicken. Schon seltsam warum alle Leute mit ihren komischen Wünschen immer zuerst zu uns kommen…
Die Reise ist ereignislos. Sicherheitshalber verkleide ich mich, bevor wir Amphail erreichen.
Wir kommen spät abends an, und beziehen ein maßlos überteuertes Zimmer im
„steinernen Hengst“, betrieben von einigen Kapitalistenschweinen sehr geschickten Geschäftsleuten…
Alturiak 11, 1494 DR
Auf dem Marktplatz werden Vorbereitungen getroffen für ein Fest zum Namenstag von Tylander Roaringhorn, designierter Lord von Amphail. Offenbar will er sich schon einmal bei den Einwohnern beliebt machen.
Amphail ist nicht besonders groß. Neben dem steinernen Hengst gibt es im Zentrum noch eine Tarverne, einen Tempel für Chauntea und Waukeen, eine riesige Pferdestatue, und einen Gemischtwarenladen. Der Besitzer stopft als Hobby Tiere aus (und meldet Interesse an Rama an), ist sonst aber ein ganz umgänglicher Tiefling.
Die Besitzerin der Tarverne ist Arleosa, der wir die von Miros bestellten Grüße überbringen. An einer der Wände hängt ein übergroßes Gemälde einer Gruppe von Helden („die graue Hand“, wohl lokale Berühmtheiten in der Gegend von Waterdeep). Arleosa ist darauf offenbar sehr stolz, und beginnt allerlei Details über diese Helden und das Gemälde zu erzählen. Eigentlich sollte mich das ja interessieren, aber irgendwie scheint das mit der Aufregung der letzten Tage nicht richtig mithalten zu können…
Wir beschließen beim Anwesen der Thanns vorbeizuschauen, wo wir vom Butler die Belohnung von Zi Liang erhalten sollen. Meine kindischen Begleiter verunsichern den armen Mann, indem sie vortäuschen, dass seine wohlgeölte Tür quietschen würde. Wie infantil!
Trotz allem erhalten wir eine kleine Truhe als wir dem Butler Zi Liangs Perle zeigen. Offenbar handelt es sich um ihren Anteil eines Erbes, (die Häuser Thann und Liang sind wohl verbündet). In der Truhe finden wir eine Pearl of Power und eine Potion of Heroism.
Zurück im Dorf beauftragt Lilleni beim örtlichen Sattler einen Reitsattel für Rama. Enttäuschenderweise verläuft das weit langweiliger als noch in Waterdeep.
Inzwischen hat auch das Fest begonnen und kostenloses Essen verschmähen wir natürlich nicht. Auch dort ist Linos Ilzimmer – Sohn des aktuellen Lords von Amphail – den wir schon kennen: zuletzt hatte er den Duke zu einem Junggesellenabschied entführt. Linus führt sich auf wie eine offene Hose und belästigt die Gäste. Auch zu uns ist er außerordentlich unhöflich, macht aber die Rechnung ohne den Schurken, den Barden, und den Panther: In einem großartigen Moment den auch der große Vorder Dieterhallen nicht besser hätte inszenieren können, sorgt Gilchrists mit unsichtbarer Magierhand dafür, dass Linus beim Trinken einen ganzen Humpen Bier über sich vergießt. Ich lasse aus Richtung seiner Leibwachen ein hämisches Lachen ertönen, was der Herr Ilzimmer offenbar als wenig lustig empfindet. Im enstehenden Tumult schleicht sich Rama an die Wachen heran und erschreckt sie derartig, dass sie sich vor Angst bepissen und von der Sitzbank fallen. Linus – unsicher ob er lieber lachen oder schreien soll – zieht erbost von dannen.
Leider haben wir nicht viel Gelegenheit die gelungene Darbietung zu feiern als
kurz darauf in der Ferne ein Donnern zu hören ist. Drei Hügelriesen kommen die
Straße entlang. Es bricht riesiges immenses Chaos aus, aber es gelingt
uns die Wachen davon abzuhalten, die Riesen anzugreifen. Wie erwartet plündern
sie alles Essbare und ziehen danach Richtung Osten davon.
Wir treffen auf Tylander (den designierten Lord), der wissen möchte was gerade passiert ist. Er bedankt sich bei uns, dass wir ein Blutvergießen verhindert haben. Offenbar ist man hier vernünftiger als in Goldenfields. Tylander verspricht uns eine Belohnung, aber erst wenn er Lord von Amphail ist. Es erzählt uns außerdem, dass im ganzen Norden überall Riesen gesichtet wurden, auch wenn Amphail bisher verschont geblieben war.
Wir betrinken uns in Arleosas Taverne. Hoobert klopft von außen ans Fenster und zeichnet ein Bild in den Sand:
Wir können uns keinen Reim machen (wo ist überhaupt oben und unten?), und trinken lieber noch etwas mehr.
Um eine weitere kostspielige Nacht im goldenen steinernen Hengst zu
vermeiden, überzeugen wir Arleosa, dass wir sie diese Nacht vor weiteren
Angriffen der Riesen beschützen, wenn sie uns in der Taverne schlafen lässt.
Alturiak 12, 1494 DR
Wir beschließen nach Norden Richtung Red Larch weiterzureisen. Auf dem Weg finden wir ein Schlachtfeld mit toten Barbaren und Eisriesen.
Dann wird es surreal: Hoobert entdeckt irgendetwas und kommt aufgeregt zu Gilchrist; beide fliegen davon. Wenig später sehen wir wie ein Turm mit einem Magierhut vom Himmel fällt. Oder eher, schwebt.
Als wir näher kommen erscheint eine Riese aus dem Turm. Noch völlig verwirrt von der ganzen Angelegenheit vergessen wir völlig in Panik auszubrechen, und nähern uns weiter. Der Turm steht auf einer Wolke, die bei näherer Betrachtung zwar einerseits erwartet wolkig ist, auf der man aber trotzdem einfach so laufen kann!
Der Riese stellt sich als Zephyros vor, und scheint zunächst einmal nichts Böses zu wollen. Er fragt uns ob es uns stören würde wieder nach oben zu fliegen. Immer noch völlig verdutzt stimmen wir zu.
Zephyros stellt sich als nett und hilfsbereit heraus, scheint aber nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben (sofern Riesen Tassen und Schränke besitzen?). Ich bin mir auch nicht sicher, ob er in seinem Zustand noch einen Turm fliegen sollte.
Er berichtet, dass er uns schon eine ganze Weile beobachtet hatte, und erzählt uns dann doch noch einige interessante Hintergründe:
Neben seinem Turm gibt es noch zwei andere fliegende Städte, eine davon muss für den Angriff auf Nighstone verantwortlich gewesen sein. Zephyros glaubt, dass der gestohlene Monolith vielleicht Drachen fernhalten oder paralyisieren könne, was ihn zur lohnenden Beute für die Riesen gemacht habe.
Generell sei das Reich der Riesen ziemlich durcheinander geraten. Früher gab es eine klare Hierarchie: Ganz oben standen die Sturmriesen, darunter die Wolken-, Feuer-, Frost- und schließlich die Stein- und Hügelriesen. Aber irgendwer oder irgendwas hat diese Ordnung zerstört („die Riesen spüren das“), und jetzt kämpfen alle um ihren Platz in der neuen Ordnung und um die Gunst des Allvaters. Guh beispielsweise glaubt, er könne zum obersten Riesen werden, indem er so viel isst wie nur irgend möglich.