23. Juni 2018

Togrims Tagebuch, Auszug 5

Alturiak 5, 1494 DR

Ein befreundeter Barde bittet mich ihm bei einem Auftritt auszuhelfen, einer seiner Musiker war krank geworden. Ich versuche ihm noch zu erklären, dass ich nicht mehr die gleiche Musik spiele wie noch vor Jahren am Bardenkolleg, aber er will nicht auf mich hören. Ich willige notgedrungen ein (Bardenehre, und so), meine neuen Abenteurerkollegen muss ich also erst einmal ziehen lassen. Wenn ich es schaffe, versuche ich sie in Goldenfields wieder zu treffen.

Das Konzert war dann wie befürchtet hoffungslos altmodisch; selbst meine besten Versuche zeitgemäßere Musik zu spielen, wurden vom Publikum nicht honoriert. Besser man schweigt darüber…

Alturiak 6, 1494 DR

Ich mache mich alsbald ebenfalls auf die zweitägige Reise in Richtung Goldenfields und am Tag vor meiner Ankunft dort wird immerhin meine Neugier über die Erlebnisse der Anderen ziemlich schnell befriedigt.

Über meiner Express-Kutsche, die im übrigen mein ganzes Trinkgeld des Auftritts verschlingt, taucht eine unerwartet große Brieftaube auf, die mehr wie eine zu groß geratene Eule aussieht. An ihr finde ich einen Brief von Duke:


Alturiak 7, 1494 DR

An den sehr geehrten Herr Togrim, den Krachmacher.

Verzeiht meine Abwesenheit, jedoch musste ich einem Junggesellenabschied beiwohnen. So bedarf es die Tradition und die Ehre meiner Familie. Allerdings muss ich mit Beschämen zugeben, dass dieser wenig erfolgreich war, da ich an einem eher unangenehmen Ort zurück zu Bewusstsein fand. Seid gewahrt, ich habe mich mit Sicherheit zu keinem Glücksspiel überreden lassen.

Unsere Gefährtin Lilleni (und auch ihre streng riechende Begleitung), sowie mein Bediensteter, der werte Ean, haben sich nützlich gemacht und haben die Fahrt für Bale dem Schmied aus dem Dock Ward organisiert. Leider handelt es sich um ein äußerst schwerfälliges Gefährt. Gut allerdings ist, dass keiner in den Wagen gelangen kann, aus soviel Metall und Eisen besteht er. Zumindest behauptet Bale das.

Aber nun genug der einleitenden Worte, ich berichte im Folgenden von der Reise, denn diese war gefüllt mit Abenteuern. Großen Abenteuern, will ich meinen, Togrim! So groß, du hättest mindestens zehn deiner fantastischen musikalischen Stücke darüber schreiben können. Chock, oder Ruuuk, oder wie du das nennst.

Nachdem ich mich also von meinem erschöpfenden Tag auf dem Junggesellenabschied gebührlich ausgeruht hatte, fuhren wir am nächsten morgen in aller Herrgottsfrüh (Lilleni hatte mich geweckt! Auf unsanfteste Weise!) frohen Mutes drauf los und du wirst es nicht glauben: Schon wieder stürzten komische Dinge vom Himmel auf uns herab!

Gesehen habe ich selber freilich nichts davon aber man hat mir davon erzählt. Ich war zu der Zeit wohl beschäftigt, auf der anderen Seite des Wagens, sagte man mir. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass ich mich zu diesem Zeitpunkt etwas erleichterte.

Wie dem auch sei! Auf einmal war da aber so ein stolzer Halbling. Wenn ich mich recht entsinne, lautet sein Name Gilberist oder so. Er sieht nicht so fein aus wie er tut, der Knabe, hat aber eine ganz adrette Manier!

Aber wo halte ich mich schonwieder auf! Ab zu den interessanten Neuigkeiten! Kurz darauf nämlich, da begegnete uns so eine schwarze Kutsche, deren Besitzer sich letztlich als Mitglieder der Zhentarim rausstellten!

Wegen dem wichtigen Auktionstermin in Goldenfields wollten wir für die uns bis dato Unbekannten auch nicht anhalten, aber als die sich vor unseren Wagen geworfen haben, stand auf einmal einer hinter uns auf unserem fahrenden Wagen! Ich habe natürlich gleich an einen Teleportationszauber gedacht, aber der Mann, der sich und seine zwergische Begleitung als Elathian Ellindil und Berka Goldhop vorstellte, hatte sich direkt Gilberist gegriffen und hielt einen Dolch an seiner Kehle.

Wir wollten den Kleinen nicht weiter in Gefahr sehen, und waren so gnädig den Wagen zu stoppen und zu hören, was diese Söldner uns denn diesmal für eine Geschichte auftischen wollten. Geschichten erzählen, das konnte mein Großvater noch am Besten.

Nun gut, wo war ich. Die erzählten uns was vom Klauth und seien angeblich hinter einem Drachen her. Selbst mein Großvater, und der war echter Abenteurer(!), konnte keinem Drachen im Kampfe den Garaus machen, wie sollten so ein paar Dahergelaufene das also schaffen? Und sollte man deren Behauptungen glauben, war es sogar ein ganzer, also ein Ausgewachsener! So ein Humbug, dachte ich zuerst!

Nun jetzt, mein lieber Togrim, wird es doch noch spannend. Verzage nicht! Einige Zeit nach der Geiselnahme und dem Anhalten hörte ich nur ein lautes Brechen von Bäumen, und etwas riesiges, mit Erde befleckt aber glänzend, rollte aus dem Wald neben uns direkt über den Wagen dieser Söldner! Deren Gesichter hättest du sehen sollen!

Ein riesiger Drache, sowas hast du noch nie gesehen, Togrim. Auf seine Weise wunderschön, bronzefarben und wirklich tödlich, diese Kreatur. Ich glaube er sagte auch noch etwas, aber das konnte ich vor lauter Freude nicht verstehen.

Du hättest das sehen müssen, nach weniger als einer Minute hatte jeder der Zhentarim sein Leben ausgehaucht. Dank uns natürlich. Aber der Drache hat sich auch nicht schlecht geschlagen, muss man sagen.

Er, also der Drache, ist, wie sich herausstellt, tatsächlich ein feiner Bursche. Felgolos ist sein Name, das hab ich mir genau gemerkt.

Und es gibt sogar eine Chance, dass du ihn auch mal sehen kannst, denn wir dürfen ihm helfen! Einem Drachen helfen! Mir fehlen fast die Worte!

Jedenfalls sollen wir ihn in Jalanthar treffen, sollten wir mal in der Gegend sein. Er sagte etwas von Yondallas Delight, wohl ein Pfeifenkraut, irgendwas besonderes von einer Göttin. Aber das ist ja auch nicht wichtig, wenn man einem Drachen helfen kann, dann sollte man das tun. Sagte zumindest Großvater immer.

Felgolos erzählte uns noch, dass wir dabei auf zwei andere, junge Drachen stoßen könnten, die wohl sein Kraut geklaut haben. Angeblich befindet sich deren Höhle in der Wüste von Anauroch. Das Kraut scheint es wohl wert zu sein! Ausserdem helfen wir so einem echten Drachen!

Der Rest ist beinahe zu langweilig um noch mehr Worte zu verschwenden. Ausserdem bin ich müde von der langen Reise, aber ich will nicht geizig sein also der Rest noch in kurzer Form!

Wir haben noch eine Elchherde gesehen, und eine große Gruppe Barbaren! Oh und wir sind nachts einem übelriechenden Riesen begegnet, aber Ean hat irgendwas in komischer Zunge gebrabelt, und es war dunkel, sagte ich das schon?

Der stinkende Fleischberg war bestimmt viermal so groß wie ich, wenn ich das in der Dunkelheit richtig gesehen hab, und der hat eigentlich nur rumgestöhnt und kein einziges Wort gesagt, bis er plötzlich von uns weggelaufen ist. Er muss wohl gut im dunkeln sehen, und hat Angst vor mir bekommen! War auch besser für ihn, sag ich dir!

Bevor ich es vergesse: Morgen sollen wir für Bale Werbung machen, weil Abends die Versteigerung statt finden soll! Ich konnte ihn überzeugen, uns einige “Werbeexemplare” zu überlassen! Werbung machen kann ich sehr gut!

Jetzt muss ich nurnoch den Gilberist finden, und fragen wie man seinen Vogel benutzt, um ihm zu erklären, wer den Brief bekommen soll!

Auf Bald!

Duke der Dritte von Brightwood